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Die Jugendorganisation des Unterfränkischen Schachverbandes e.V.

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JANA Schneider bei den Jugend-Schach-Weltmeisterschaften 2012 in Maribor, Slowenien

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Turnierergebnisse
Veranstalter-Homepage

JANA'S WM-TAGEBUCH
 

Tag 1 - 07.11. - ANREISE

Um 8.30 Uhr ging es los Richtung Erlangen, wo wir uns mit einigen Spielern und Trainern der bayerischen Delegation zum gemeinsamen Weiterfahren verabredet hatten.
Mit zwei Autos ging es von dort am späten Vormittag los.
In unser Auto luden wir noch GM Michael Prusikin, Vizeweltmeisterin Hanna Marie Klek, FM Leon Mons und den Erlangener Trainer Thomas Walter – so machte sich ein mit Schachgrößen besetzter Bus auf den Weg zur WM.
Das andere Auto fuhr die Mutter von Kai Tschammer, die aus Slowenien, ja aus der Nähe von Maribor stammt und uns daher den Weg bis direkt vors Hotel zeigen konnte.
So ging es also quer durch Deutschland, immer bei strömenden Regen auf die Alpen zu.
Im Auto herrschte gute Stimmung und wir hatten viel Spaß beim Lösen von jeder Menge sogenannter „Black Stories“ (Rätselgeschichten, die es durch geschicktes Fragen zu lösen gilt).
Je näher wir Slowenien kamen, umso besser wurde das Wetter, so dass wir kurz vor Maribor die letzten Sonnenstrahlen des Tages auf uns spürten.
Gegen 17 Uhr erreichten wir unser Hotel mitten in der Innenstadt von Maribor. Nach einem kurzen Einchecken, machten wir uns mit Kais Mutter auf den Weg zu einem Stadtrundgang, bei dem wir schon die wichtigsten Punkte der Innenstadt erkunden konnten. Bei Dunkelheit und lauen Temperaturen saßen wir auf dem Marktplatz draußen! und tranken unser erstes slowenisches Getränk.
Jana fühlt sich schon sichtbar wohl hier, auch wenn sie mit einem heftigen Schnupfen zu kämpfen hat, der sich hoffentlich nicht verschlimmern wird.
Ein spätes Abendessen im Hotel (erst ab 19.30 Uhr) und dann ging es müde und erschöpft ab ins Bett.

Tag 1 zum Vergrößern anklicken


Tag 2 - 08.11. - ERÖFFNUNG und 1. RUNDE

Noch ein kleiner Nachtrag zum gestrigen Tag. Beim Abendessen kommt uns am Nachbartisch ein Mann bekannt vor, bis wir den Autor der Tigersprungreihe, mit der wir schon lange trainieren, Artur Jussupow erkennen, der als Trainer der Schweizer Delegation in unserem Hotel wohnt.

Heute können wir heute aufgrund fehlender Auslosung noch nichts vorbereiten und haben so einen freien Vormittag.
Wir machen uns an den großen Packen Englisch-Aufgaben, den Jana mitgebracht hat. Erste Vokabeln und Lückentexte, bis uns die Köpfe rauchen...
Danach noch ein paar Schritte laufen und ab in die Stadt.
Jana hat gleich einen Steineladen entdeckt und sucht sich einen neuen Glücksstein samt Kette aus: ein Pyrit.
Auf der Beschreibung steht: entspannt Blockaden, befreit vor Angst, schützt vor fremden negativen Einflüssen. Na, da kann ja nichts mehr Schiefgehen.
Nach dem Mittagessen eine erste Delegationssitzung mit vielen Infos:
30 Minuten Karenzzeit (aus Angst, dass es mit den Bussen nicht klappt J), U8 und U10w spielen zusammen im Hotel Habakuk, alle anderen in der großen Sporthalle des Hotels Dras, Eltern und auch Trainer und Delegationsleiter dürfen nicht in den Spielsaal...
Um 13.30 Uhr holen uns und die anderen Delegationen in unserem Hotel (Russland und Schweiz) ab und fahren uns die 7km zur Eröffnungsfeier.
Die Feier besteht aus einigen Reden, von denen wir leider nichts verstehen, da die Akkustik zu schlecht ist.
Die älteren Spieler nehmen ihre Plätze ein, um ihre erste Runde zu beginnen und wir machen uns auf den Weg zum 200m entfernten Spielsaal der U8 und 10.
Leider dürfen die Eltern auch vor der Partie nicht mit in den Spielsaal. So drängen sich die jüngsten aus allen Nationen allein die Treppe hoch, während die Eltern zurückgehalten werden. Ein deutscher Papa hat es trotzdem geschafft und so das Foto von Jana und ihrer Gegnerin für uns geschossen.
Glücklicherweise gibt es einen großen Saal, in dem wir warten können und wo auch eine große Leinwand mit Livevideo aus dem Spielsaal auf uns wartet. So können wir sehen, ob unsere Kinder noch an den Brettern sitzen und sie danach abpassen.
Was macht also eine Mutter, die auf ihr Kind wartet?
Ein gutes Buch lesen und sich einen Schachkuchen bestellen, der wunderschön aussieht, aber leider nicht schmeckt...
Die Kinder bekommen inzwischen als Getränk ans Brett einen Energydring vom Großsponsor Shark (der Jana genauso wenig schmeckt wie mir der Kuchen) oder als Alternative auch Wasser mit Erdbeergeschmack. Gut, dass Jana eine Flasche Wasser eingesteckt hat.
Nun aber zum wichtigsten an diesem Tag: Janas erster Partie
Sie spielt gegen die Ungarin Annamaria Breznyan, die ohne Elo spielt und wir daher nicht wissen, wie stark sie ist.

Partie:
Jana hat Schwarz und die Ungarin eröffnet mit d4. Über eine kleine Zugumstellung kommt das abgelehnte Damengabit aufs Brett. Anschließend holt sich Jana etwas mehr Aktivität auf kosten eines isolierten Bauern. Hier werden dann einige Figuren abgetauscht und Jana behält einen kleinen Vorteil. Nach langem manövrieren bekommt Jana allerdings einen entscheidenden Angriff auf den König der Ungarin bei dem sie letztendlich einen Springer gewinnt. Daraufhin gibt die gibt Annamaria Breznyan sich geschlagen. Gut gespielt, Jana!

Nach drei Stunden Kampf kommt Jana aus dem Spielsaal und meint, dass ihre Gegnerin keinen größeren Fehler gemacht hätte, aber trotzdem von ihr überspielt wurde :-).
Ein guter Start in die Weltmeisterschaft 2012.

WM Plakat Tag 2 Delegationsversammlung Eröffnungszeremonie erste Gegnerin

Mama's Zeitvertreib Partie - 1.Runde zum Vergrößern anklicken


Tag 3 - 09.11. - RUNDE 2

Nach dem erfolgreichen Start gestern geht es heute mit viel Motivation in den dritten Tag. Jana ist die erste Spielerin, die Michael Prusikin morgens vorbereitet. Daher geht es zeitig zum Frühstück und dann in die Vorbereitung gegen die heutige Gegnerin, die Inderin M Tejasvi mit einer Elo von 1426.
Danach noch etwas Schularbeit und ein kurzer Spaziergang, schon ist es Zeit fürs Mittagessen. Noch ein Mittagsschlaf und ab in den Bus zum Spiellokal.
Da wir hier noch ein wenig Zeit haben, gehen wir in den WM-Shop und kaufen ein paar Souvenirs für uns und die Daheimgebliebenen.
Heute dürfen die Eltern vor der Partie mit in den Spielsaal, daher kann ich heute selbst ein Foto von Jana und ihrer Gegnerin machen.
Ich verlasse den Raum und setze mich vor den Bildschirm, der mir zeigt, ob Jana noch am Brett sitzt.

Partie:
Jana hat nun die weißen Steine und beginnt mit e4. Die Gegner M Tejasvi spielt e5, sodass ein offenes Spiel entsteht. Hier kann Jana eine ihrer neue Eröffnungen, das geschlossene Italienisch, mal spielen. Nach einem ungünstigem Abtausch und Nachlässigkeiten der Gegnerin, kann Jana zu einem starken Königsangriff im Mittelspiel ansetzen. Hier gewinnt sie taktisch einen Bauern, aber das sollte noch nicht alles bei so einem guten Angriff sein. Durch eine versteckte Drohung gewinnt sie dann auch noch mit einer dreizügigen Kombination einen Springer. Den Rest der Partie spielt Jana dann wie gewohnt sicher zu Ende, sodass sie auch die Inderin besiegt. Glückwunsch!

Nach 3,5 Stunden sehe ich, wie die Mädchen zusammenpacken und mache mich auf den Weg, Jana abzupassen. Im Foyer sehe ich schon ihre Gegnerin, die sehr weint und von ihrer Familie getröstet wird. So kenne ich schon das Ergebnis, bevor Jana die Treppe herunterkommt. Ein zweiter Sieg geht nach Deutschland!

Vorbereitung mit dem Bus zum Spiellokal zweite Gegnerin Partie - 2.Runde zum Vergrößern anklicken


 

Tag 4 - 10.11. - RUNDE 3

Der Vormittag gestaltet sich ähnlich wie gestern:
Frühstück, Vorbereitung, Kartenspielen mit Chelsea, Schularbeiten, kurzer Spaziergang, Mittagessen, kurzes Schläfchen und ab in den Bus Richtung Hotel Habakuk, wo Jana sich zur dritten Runde, inzwischen schon an Brett 7, setzt.
Die heutige Gegnerin ist die Polin Joanna Swiech mit einer Elo von 1479.
Jana hat für ihre Gegnerinnen kleine Geschenke mitgebracht, die ihr die Gemeinde Eussenheim zusammengepackt hat.
Heute gibt es auch von der Polin eine ganze Tüte voller Geschenke, über die sich Jana sehr freut.

Partie:
Jana hat nun wieder Schwarz und die Polin eröffnet das Gefecht mit e4. Jana hat sich bei der Vorbereitung für die Sizilianische Eröffnung entschieden. Hier geht die Joanna Swiech aber recht früh in eine Nebenvariante. Jana behält das Läuferpaar auf kosten einer etwas passiveren Stellung und einem Doppelbauern. Allerdings haben sich auch Angriffslinien auf den König der Polin ergeben, die Jana gleich an sich reist. Nachdem die Damen dann getauscht wurden, konnte Jana nach einigen Manövern ihr Läuferpaar gut zu Geltung bringen. Dieses tauscht sie dann mit einem Bauerngewinn ab, sodass sie im Doppelturm-Endspiel ist.
 Nach 30 Zügen hat sie hier dann den Mehrbauern souverän zum Sieg verwertet. Super!

Nach knapp 3 Stunden ist die heutige Partie geschafft und wir können sagen: Germany:
3 points!!!

Stetten-Jacke beim Obst kaufendritte GegnerinPartie - 3.Runde zum Vergrößern anklicken


 

Tag 5 - 11.11. - RUNDE 4

Unser üblicher Vormittagsrhythmus ändert sich auch heute nicht.
Die Veranstalter überraschen uns jeden Tag auf neue mit Ideen, uns Geld abzuknöpfen.
Seit gestern werden die Partien der Spieler vor den Spielsälen verkauft: 2 Euro pro Altersklasse und Runde. Bisher haben nicht einmal die Delegationsleiter die Partien bekommen.
Ab morgen soll es dann Fotos von unseren Kindern zu kaufen geben, da die Eltern der älteren Spieler ja gar nicht mehr in den Spielsaal dürfen, auch vor der Partie nicht. Wir dürfen gespannt sein, was ihnen noch einfällt.
Aber jetzt fiebern wir erst einmal voller Spannung der vierten Runde entgegen.
Heute soll es gegen die Französin Meriem Bellahcene mit einer Elo von 1467 gehen.
Chelsea, die andere U10 Spielerin kennt sie schon von Turnieren. Sie stammt aus einer Schachfamilie mit sieben spielenden Geschwistern. Ihr großer Bruder spielt in der U14.
Na, dann lasst sie mal kommen. Jana ist sehr motiviert, sehr selbstbewusst und freut sich auf die Partie.

Partie:
Jana eröffnet die Partie wie gewohnt mit e4. Da die Französin mit e5 antwortet kann Jana zum zweiten mal ihre italienische Eröffnung ans Brett bringen. Hier spielt die Gegnerin sehr aggressiv und opfert dann sogar einen Bauern. In dem daraus entstehenden Königsangriff muss Jana gut verteidigen. Nachdem die größte Gefahr beseitigt ist kann auch Jana mit ihrem Mehrbauern aggieren. Sie kommt zum Damentausch und nähert sich dem Endspiel. Nachdem sie auch noch einen Turm tauschen konnte, ist die Gefahr des Königsangriffs der Französin beseitigt. Jana kann ihren Turm nun auf die 7. Reihe spielen, wo sie einen weiteren Bauern gewinnt. Nun lässt Jana ihren e-Bauern laufen und als er die 7.Reihe betritt muss ihre Gegnerin einen Läufer dafür opfern. Den Rest der Partie spielt Jana dann wie gewohnt sicher herunter, bis  Meriem Bellahcene dann im 57. Zug aufgibt. Glückwunsch von der ganzen Schachabteilung, die gerade die heutigen Mannschaftssiege beim Jordan feiern.
 
Nach drei Stunden kommt Jana strahlend aus dem Turniersaal.
Mit vier aus vier Punkten hat sie sich heute auf den Spitzenrang hoch katapultiert.
Wahnsinn, wenn das Turnier nun vorbei wäre, dann hätten wir eine Weltmeisterin!!! Aber die richtig schweren Aufgaben kommen jetzt erst noch...
Wir sind heute Abend sehr müde und fallen schnell in unsere Betten, um für die anstrengende Doppelrunde morgen wieder fit zu sein.

Maribor4. RundePartie - 4.Runde


 

Tag 6 - 12.11. - RUNDE 5 + 6

Nachdem Jana heute morgen als momentane Weltmeisterin im Internet steht, ist die Stimmung ziemlich gut. Wie schön wäre es, die WM heute beenden zu können J. Aber schade natürlich um die vielen schönen Partien, die noch kommen...
Heute findet die Vorbereitung eine halbe Stunde früher statt, da unser Bus bereits um 9 Uhr fährt.
Die erste der Doppelrunde geht heute an Brett 2 gegen die Spielerin aus Litauen Marija Sibajeva mit einer Elo von 1661. Ein Duell zweier ungefähr gleich starker Spielerinnen. Ab heute muß Jana ihre volle Spielstärke auspacken, um möglichst weit oben zu bleiben.

Partie:
Die Litauerin eröffnet die Partie mit d4 worauf Jana gewohnt mit d5 antwortet. Nach vier Zügen steht fest, heute ist die Katalanische Eröffnung auf dem Brett. Beide Spielerinnen agieren hier sehr vorsichtig und besonnen. Es entwickelt sich ein starker Positionskampf im Zentrum bei dem Jana versucht den isolierten Bauern auf d4 zu belagern und zu gewinnen, die Gegnerin aber über ihren Raumvorteil versucht wichtige Felder unter Kontrolle zu bekommen. Jana erarbeitet sich hier nach 22 Zügen einen kleinen Vorteil. Sie trifft die Entscheidung in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern und einen Bauern mehr zu gehen. Dieses Endspiel kann sie unter normalen Umständen eigentlich nicht verlieren aber leider auch nur sehr schwer gewinnen. In über 30 Zügen manövriert sie ihren König am Damenflügel nach vorne und kann nun einen zweiten Bauern sehr stark angreifen. Diesen gewinnt sie dann auch und versucht nun die beiden Mehrbauern am Damenflügel umzuwandeln. Sie gibt zwei Bauern geschickt wieder her um einen dritten Bauern zwingend umwandeln zu können. Der Rest ist dann nur noch eine Fingerübung für Jana. Im 74. Zug setzt sie die Litauerin dann mitten im Feld matt und geht wieder als verdiente Siegerin vom Brett.

Nach knapp drei Stunden kommt mir die strahlende Siegerin entgegen. 5 aus 5, das ist schon der Wahnsinn!
Wir haben Glück, das erste Brett ist auch schon fertig. So wissen wir mit größter Wahrscheinlichkeit, welche Gegnerin Jana am Nachmittag zum Duell herausfordern darf und wir können noch eine kurze Vorbereitung machen.
Also, ab mit dem Bus nach Hause, kurz Mittag essen, ein paar Minuten hinlegen und dann ab in die nächste Vorbereitung gegen erneut eine Inderin – die bisher ungeschlagene N Priyanka mit einer Elo von 1576.
Um 16 Uhr fährt unser Bus zur zweiten Runde heute. Die Kinder um uns wirken alle schon ziemlich müde und auch Jana ist etwas erschöpft, freut sich aber auf die Spitzenpartie.

Partie:
Jana eröffnet die Partie gewohnt mit e4, worauf die Inderin erwartungsgemäß mit c5 antwortet, sodass die Sizilianische Eröffnung auf dem Brett erscheint. Kurz vor der Partie hatte sich Jana noch eine neue Variante mit ihrem Trainer Michael Prusikin angeschaut und konnte diese nun auch gleich ausprobieren. Ihre Gegner spielt die Eröffnung allerdings sehr aggressiv und genau und setzt Jana somit von Beginn an stark unter Druck. Hierbei muss sie leider gleich eine Bauernschwäche im Zentrum hinnehmen. Nachdem Jana es schafft ihre schwachen d-Bauern abzutauschen muss sie aber immer noch gegen die besser postierten Figuren der Inderin ankämpfen. Aber nachdem Jana auch noch die Leichtfiguren tauschen kann, ist sie in einem ziemlich ausgeglichenen Doppel-Turmendspiel. Hier geht es dann heiß her, weil beide Spielerinnen Risiko aufnehmen um die Partie für sich entscheiden zu können. Der König der Inderin wandert hierbei über das halbe Brett und wird somit auch zur Angriffsfigur. Hierbei wird ein Turm abgetauscht. Nach vielen Stunden Schach an diesem Tag überzieht Jana die Partie im 51.Zug allerdings etwas indem sie einen Bauern gewinnt und dadurch einen gegnerischen Bauern gefährlich weit vor laufen lässt. Die Inderin nutzt diese Chance und stellt viele gefährliche Drohungen die Jana nicht mehr alle abwehren kann. Jana opfert ihren Mehrbauern zurück um etwas Zeit zu gewinnen und mit dem König besser eingreifen zu können. Aber leider reicht auch das nicht mehr und die Inderin spielt das Turmendspiel sehr sicher zu Ende, sodass sich Jana im 66.Zug geschlagen gab, da die Stellung aussichtslos war.

Über vier Stunden kämpfte Jana, ist damit eine der letzten im Spielsaal und kommt dann völlig erschöpft mit Tränen in den Augen zu mir heraus.
Heute musste sie gegen die Inderin ihren ersten Punkt abgeben. Die zweite der Doppelrunde dauerte bis nach 21 Uhr und Jana konnte heute Abend nicht mehr die vollen 100% ihrer Spielstärke abrufen. Jetzt heißt es verarbeiten, abhaken und auf den freien Tag morgen freuen.
Gerade noch schaffen wir es zum Abendessen und sind völlig fertig in unsere Betten gefallen.

Tag 6 - 5.GegnerinPartie - 5.Runde
Tag 6 - 6.GegnerinPartie - 6.Runde


 

Tag 7 - 13.11. - FREIER TAG

Heute ist endlich Entspannung angesagt!
Nach der anstrengenden Doppelrunde gestern ist das auch dringend nötig, um für den Rest des Turniers Kraft zu sammeln.
Am Vormittag gehen wir ins Aquarium/Terrarium. In den 50er-Jahren gebaut und bisher wohl noch nicht renoviert, gefallen uns zwar die Tiere, aber nicht das Drumherum.
Danach ein Spaziergang durch Park und Stadt, immer auf der Suche nach ein paar Souvenirs.
Mittagessen wieder im Hotel, eine halbe Stunde lesen im Bett mit ein paar Näschereien, dann eine größeren Einheit für die Schule. Anschließend kommt Samantha Schmidmann (U8-Spielerin) zum gemeinsamen Kartenspielen. Das Lachen der Mädchen ist sicher im ganzen Gang zu hören J.
Abendessen und ab ins Bett. Dieser Tag hat uns gut getan.

beim ZockenEinkaufsstraßeInnenstadtSteinegeschäft


 

Tag 8 - 14.11. - RUNDE 7

Unser Vormittag läuft nach dem freien Tag heute wieder in geregeltem Ablauf.
Michael und Jana bereiten auf die nächste Gegnerin vor, die Jana von ihrem Spiel und ihren Eröffnungen sehr ähnlich ist. Heute geht die Partie gegen die Bulgarin WFM Gabriela Antova mit einer Elo von 1668.
Auf dem Weg zum Spiellokal treffen sich alle Deutschen noch für das Delegationsfoto. Leider sind die Personen am gewählten Ort durch die Entfernung nur sehr schwer zu erkennen, aber diese Masse an Menschen will ja auch erst einmal untergebracht werden.
Danach geht es auf zur 7. Runde.

Partie:
Die Bulgarin eröffnet die Partie mit d4, worauf das abgelehnte Damengambit entsteht. Jana macht der Bulgarin relativ früh einen isolierten Bauern auf d4 und gibt dafür Aktivität an ihre Gegnerin ab. Diese versucht einen ersten Königsangriff zu starten, den Jana aber leicht abwehren kann und gleich darauf einen Bauern gewinnt. Jetzt heißt es aber den zweiten Königsangriff der Bulgarin auch noch überstehen. Nach einem schönen Manöver von Weiß bekommt Jana starke Probleme mit ihrer Königssicherheit und ihr unterläuft beim Verteidigen ein schwerwiegender Fehler, welcher ihr sofort 2 Bauern kostet. Leider ist ihr König den Gegnerischen Figuren nun schutzlos ausgeliefert und somit für verschiedene Taktiken sehr anfällig. Nach weiteren Angriffen gelingt der Bulgarin dann eine längere Kombination, bei der Jana die Dame verlieren wird. Als Jana dann keine Hoffnung mehr sieht, gibt sie sich nach 39 Zügen geschlagen.

Nach dreieinhalb Stunden kommt Jana aus dem Spielsaal. Leider hat es heute wieder nicht zu einem Punkt gereicht. Zum Glück hält die Traurigkeit heute nicht all zu lange an und im Bus zurück kann sie schon wieder lachen.
Abendessen und Nachbesprechung der Partie und dann ab ins Bett. Fit sein für morgen, für hoffentlich wieder einen Punkt!

Deutsche Delegation7.GegnerinPartie - 7.Runde


 

Tag 9 - 15.11. - RUNDE 8

Jana ist heute in keiner guten Stimmung. Wohl macht sie sich sehr Druck, noch ein paar Punkte zu holen. Ich kann sie schlecht aufmuntern und auch beim Mittagessen nimmt sie kaum etwas zu sich.
Ich mache mir etwas Sorgen, aber zum Glück bessert sich ihre Stimmung nach dem Mittagessen zusehends. Als wir im Spielsaal sind, geht es ihr wieder gut und ich kann in aller Ruhe meinen Wartebereich ansteuern.
Die heutige Runde geht gegen die Russin Elena Badzgaradze mit einer Elo von 1639.
Was ich in diesem Moment noch nicht weiß, ist, dass heute ein langer Nachmittag vor mir liegt.

Partie:
Jana eröffnet mit e4, worauf die Gegnerin mit d6 antwortet sodass die Pirc-Verteidigung aufs Brett kommt. Jana spielt ihre Eröffnung sehr genau und nimmt hier gleich einen kleinen Vorteil mit ins Mittelspiel. Leider verpasst sie im 12.Zug ihren Vorteil festzuhalten, sodass sich die Partie wieder ins Gleichgewicht begibt. Durch einen schönen Bauernsturm der Russin am Damenflügel, kann diese Jana ihren guten Läufer abtauschen. Anschließend gerät Jana etwas unter Druck, verteidigt aber sehr gut und lässt ihre Gegnerin in eine kleine Falle im 27.Zug tappen bei der sie Material gewinnt. Nach einigen weiter Verteidigungszügen nimmt Jana dann aber ihren Materialvorteil sicher mit ins Endspiel. Hier arbeitet sich Jana dann Stück für Stück sehr sicher zu ihrem verdienten Sieg über die Russin und setzt diese im 79.Zug Schachmatt.

Nach 5,15 Stunden kommt Jana als strahlende Siegerin aus dem Spielsaal.
Janas Gegnerin stand gegen Ende der Partie immer wieder unter Zeitnot und Jana musste nur geduldig auf einen Fehler warten.
Dieser Punkt ist für Jana sehr wichtig und ihr ursprüngliches Selbstbewusstsein ist wieder hergestellt.

MariborGM-Schäfchen8. GegnerinPartie - Runde9


 

Tag 10 - 16.11. - RUNDE 9

Heute geht die Runde gegen eine alte Bekannte von Jana – die Amerikanerin Annie Wang, Elo 1809. Gegen Annie hat Jana schon bei der WM in Brasilien gespielt und damals verloren. So hat Jana also noch eine Rechnung offen, die sie diesmal begleichen und gewinnen will.
Jana und Michael bereiten daher, auch unter Rücksprache mit Alex, eine neue Variante vor, die Jana, sollt sie so aufs Brett kommen, den entscheidenden Vorteil bringen könnte.
Gerade haben wir im Internet erfahren, dass Garry Kasparow die Pokale bei der Siegerehrung überreichen wird. Wenn das kein weiterer Ansporn für die letzten drei Runden ist.
Nach der Vorbereitung spielt Jana wieder eine Runde Karten mit Chelsea und deren Schwester Melissa, was wiederum große Begeisterung auslöst.
Die Schularbeit muss heute weitgehend ausfallen, da Jana noch genug damit zu tun hat, ihre vorbereitete Eröffnung zu wiederholen.
Spaziergang – Mittagessen – Mittagsschlaf und ab in den Bus Richtung Hotel Habakuk, unserem Spiellokal.

Partie:
Die Amerikanerin eröffnete die Partie erwartungsgemäß mit d4 und Jana leitet das abgelehnte Damengambit ein. Hier spielt sie im 3.Zug ihre neue Eröffnungsvorbereitung. Leider kam eine leichte Abwandlung der Vorbereitung aufs Brett sodass Jana auf das typische Db3 nicht in die vorbereitete vorteilhafte Stellung kam sonder gleich einen Bauern hergeben muss ohne die gewünschte Kompensation zu haben. Anschließend versucht Jana durch ihre aggressive Spielweise die Amerikaner unter Druck zu setzten, doch diese windet sich sehr geschickt mit ihrem Mehrbauern ins Endspiel. Hier schafft es Jana dann aber durch ihre bessere Stellung mit einem Turm auf die 2. Reihe zu kommen. Im 33.Zug kommt dann eine komplizierte Taktik aufs Brett, bei der Jana überraschenderweise ihren Bauern zurück gewinnt und die Stellung somit wieder ausgeglichen ist. Leider übersieht Jana dann elf Züge später eine Taktik der Gegnerin bei der sie dann entscheidend Material verliert. Den Rest der Partie spielt die Amerikanerin dann leider sehr gut zu Ende, sodass sich Jana im 54.Zug geschlagen gibt.

Leider kommt Jana nach knapp drei Stunden mit Tränen in den Augen heraus. Sie ärgert sich ziemlich über sich selbst. Die Medaillen sind jetzt wohl außerhalb unserer Reichweite. Vielleicht schafft sie es noch unter die Top 10.

Maribor-Ballon9.GegnerinPartie - Runde10


 

Tag 11 - 17.11. - RUNDE 10

Inzwischen gibt es zu den Vormittagen nicht mehr so viel zu erzählen. Ich habe mich heute beim Training verabschiedet und bin noch einmal in die Stadt, um die letzten Souvenirs zu besorgen. Als ich zurück kam, hat Jana schon fleißig im Englisch-Workbook gearbeitet. So langsam bekommen wir die nötigsten Schulaufgaben fertig. Viel Zeit war dafür nicht. Unsere Tage waren immer sehr voll und absolut durchgeplant.
Die 10. Runde geht heute gegen die Tschechin Karin Nemcova, mit einer Elo von 1590.
Noch immer ist es für Jana möglich unter den ersten 8 zu landen und Garry Kasparov morgen die Hand zu schütteln.
An ihrem Brett angekommen, findet Jana heute ihre Teilnahmeurkunde vor, die ich sogleich einpacken darf. Und los geht’s in die 10. und schon vorletzte Runde.

Partie:
Es kommt die Skandinavische Eröffnung aufs Brett nachdem Jana e4 spielt und die Tschechin mit d5 antwortet. Jana spielt ihre Vorbereitung sicher herunter und kommt in der Mitte gleich zu einem kleinen Angriff. Hier gewinnt sie im 16.Zug durch ein Läuferopfer gleich einen Bauern kommt dafür aber in eine leicht passiver Stellung. Jana verteidigt, kann aber den Einbruch der gegnerischen Dame an ihrem Königsflügel nicht verhindern und muss hierbei ihren Mehrbauern wieder hergeben. Darauf gehen dann beide in ein ziemlich ausgeglichenes Endspiel, dass sie dann aber beide noch gewinnen wollen. Von beiden Spielerinnen werden einige Gegnerische Bauern erobert, aber die Stellung hält bis zuletzt ihr Gleichgewicht. Nachdem das Brett im 55.Zug dann fast komplett geleert ist, einigen sich Jana und die Tschechin auf gerechtes Remis.

Nach gut drei Stunden ist Jana heute fertig und hat ein Remis geschafft.
Natürlich ist sie nicht ganz zufrieden, aber so ganz ohne Remis heimzufahren wäre ja auch nichts, oder?
Dann mit dem Bus zurück, Abendessen, Partie nachspielen und schnell ins Bett, um für die morgige letzte Runde fit zu sein.

SchularbeitenUrkundePartie - Runde11


 

Tag 12 - 18.11. - RUNDE 11

Der letzte Tag in Maribor beginnt.
Jana ist sehr motiviert, sich den letzten Punkt noch zu holen.
Heute ist die Runde ja wieder um 10 Uhr vormittags, daher nur wenig Zeit für die Vorbereitung und schon geht’s los.
Janas Gegnerin ist heute die Slowakin Dominika Ferkova mit einer Elo von 1578.

Partie:
In der letzten Runde bereitet Jana noch einmal eine für sie ganz neue Eröffnung vor. Nachdem die Gegnerin gewohnt das Damengambit einleitet spielt Jana im zweiten Zug e5 und somit die Eröffnung „Albins Gegengambit“ auf dem Brett. Die Vorbereitung schlägt ein und Jana steht mit schwarz schon nach wenigen Zügen etwas besser. Leider schafft sie es aber nicht ihren Vorteil festzuhalten und die Partie verflacht etwas. Leider übersieht Jana dann in einer ausgeglichenen Stellung im 19.Zug eine Taktik und verliert einen Bauern. Diesen Vorteil verteidigt die Slowakin dann sehr hartnäckig bis in 44.Zug. Hier entscheidet sich die Partie dann mit einer sehr langen und wunderschönen Kombination. Zwingend 18 Züge später fehlt Jana dann leider ein einziger Zug zum Sieg und sie muss sich gegen die stark kombinierende Slowakin geschlagen geben.

Um es kurz zu machen. Es hat leider nicht geklappt. Jana war sehr traurig über das Ergebnis. Glücklicherweise hält die Trauer nicht zu lange an. Sie kommt nur immer wieder hoch, wenn sie jeder, der ihr begegnet, fragt, wie sie gespielt hat. Leider verlieren auch noch viele andere Deutschen. Da wird’s heute Abend auf der Bühne nicht so sehr von uns wimmeln.
Am Nachmittag wird gespielt und gepackt und um 18 Uhr holt uns der Bus zur Siegerehrung ab.
Jana landet mit 6,5 Punkten aus 11 Spielen am Ende auf dem 25. Platz von immerhin 126 Teilnehmerinnen in der Altersklasse U10w.
Wir freuen uns schon darauf, morgen nach Hause zu fahren und unsere Familie wiederzusehen! Schön war es in Maribor und vielleicht hat Jana ja im nächsten Jahr wieder eine Chance, einen guten Platz bei der Weltmeisterschaft zu machen – diesmal in den Vereinigten Arabischen Emiraten!

Hoteldeutsche Mädchen11. Gegnerin

Partie - Runde11Saal SiegerehrungSiegerbühne

JanaKasparov


Berichte und Fotos von Melanie Schneider

 

 

aktualisiert am: 23.11.2012

 

Schachversand Ullrich